

Dein Treueversprechen an die HIV-Therapie. Welche Bedeutung hat Therapietreue für den Erfolg meiner HIV-Therapie?
Die dauerhafte Anwendung einer HIV-Therapie bleibt nicht immer ohne Herausforderungen. Unter anderem können Menschen, die mit HIV leben, «therapiemüde» werden, weil sie die ständige Behandlung als belastend empfinden. Die Therapietreue ist aber entscheidend, damit die Therapie wirkt und die Viruslast unter der Nachweisgrenze bleibt.
Menschen, die mit HIV leben, müssen dauerhaft ihrer HIV-Therapie folgen – und das, wie bei einer chronischen Krankheit, ein Leben lang. Pausen gibt es keine: nicht in den Ferien, nicht an Feiertagen, und auch nicht, wenn wir müde oder «schlecht drauf» sind. Denn nur wenn die Therapie durchgehend angewendet wird, bleibt die Viruslast unterdrückt.
Die Zuverlässigkeit, mit der die Therapie angewendet wird, wird Adhärenz oder Therapietreue genannt. Bei der HIV-Behandlung bedeutet gute Adhärenz, dass Menschen, die mit HIV leben, der Therapie wie indiziert folgen. HIV-Medikamente, die nur einmal pro Tag und unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden können, erleichtern die Adhärenz.


Trotzdem fällt es manchmal schwer, sich dauerhaft an den exakten Therapieplan zu halten.
Dafür gibt es ganz verschiedene Gründe:
Angst vor Stigmatisierung
Manche Menschen, die mit HIV leben, nehmen ihre Medikamente nicht mit, wenn sie ihre Familie besuchen oder in die Ferien gehen. Aus Angst, dass Freund:innen oder Familienmitglieder von der HIV-Infektion erfahren oder dass die Medikamente beim Grenzübertritt Probleme bereiten.
Angst vor Nebenwirkungen
Nebenwirkungen können so belastend sein, dass manche die HIV-Therapie abbrechen.
Psychische Krankheiten
Menschen mit einer Depression, einer Angsterkrankung oder einer Substanzgebrauchsstörung (z.B. Alkohol oder Drogen) können sich oft nicht an eine dauerhafte Therapie halten, zum Beispiel, weil ihnen die Umstände zu schaffen machen, sie Angst vor Nebenwirkungen haben oder die Anwendung vergessen wird.
Therapiemüdigkeit
Manche haben sich während langer Zeit zuverlässig an die Therapie gehalten und fühlen sich gesund. Irgendwann kommt die Frage auf, ob die Therapie überhaupt nötig ist. Andere Menschen, die mit HIV leben, leiden darunter, dass sie eine Einnahme von täglichen Medikamenten an ihre HIV-Infektion erinnert.
Dass es manchmal hapert mit der Therapietreue, kommt häufiger vor als wir denken. Menschen, die mit HIV leben, müssen sich in diesen Fällen nicht schuldig fühlen oder sich dafür schämen. Viel wichtiger ist es, das Problem zu erkennen und etwas dagegen zu tun. Der erste Schritt besteht darin, einer medizinischen Fachperson zu erzählen, dass es Herausforderungen bei der dauerhaften Anwendung der Therapie gibt. Die behandelnden Fachpersonen haben viel Erfahrung mit solchen Situationen und kennen Tipps, wie sich die Adhärenz verbessern lässt. In manchen Gesundheitszentren gibt es für Menschen, die mit HIV leben, Sprechstunden, in denen speziell ausgebildete Pflegefachpersonen den Therapieverlauf besprechen, Fragen beantworten und Unterstützung anbieten.
Von «Therapiepausen» wird abgeraten. Studien zeigen, dass sich der Gesundheitszustand und die Lebensqualität von Menschen mit HIV meistens verschlechtern, wenn sie die HIV-Therapie zeitweise unterbrechen.

